Wo sind die Systemiker, wenn man sie braucht?

In den letzten Jahrzehnten hat sich im Coaching Bereich das systemische Coaching als eine der Leitmethoden etabliert, um Probleme in Familien, in Organisationen oder gesellschaftlicher Natur zu lösen. Systemisches Coaching hat sich weit über das bekannte Familienstellen hinausentwickelt und basiert weitgehend auch auf wissenschaftlich motivierte Ansätze und Untersuchungen. Gerade auch im Coaching von Bewerber im. ALG I und ALG II Bereich greift man gerne auf systemisches Coaching zurück, da man erkannt hat, dass Probleme oft nicht allein über die "Bearbeitung" eines Klienten zu lösen sind. Dies geschieht in der Regel auf freiwilligen Basis und mit Zustimmung der Klienten.

Ich stelle mir die Frage, warum in der aktuellen politisch angespannten Situation nicht auf systemische Methoden zurückgegriffen wird? Schließlich sind systemische Ansätze für Systeme entwickelt worden und auch die Gesellschaft ist ein System (was auch sonst), welches wiederum aus Subsystemen besteht.

Meiner Meinung nach hat der etablierte Logik Professor in seinem Syst® Institut längst geeignete Verfahren entwickelt, um zumindest in Teilaspekten, Lösungen für die immer weiter entstehenden gesellschaftlichen Spannungen zu finden und herauszuarbeiten. Auch wenn ich hier auf die Lösungen von Herrn Varga von Kibed verweise, möchte ich betonen, dass ich von meiner eigenen Auffassung spreche. Diese Aussage führe ich an, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich hier eine Meinung von Herrn von Kibed oder Insa Sparrer widergebe. Vielmehr ist mir deren Auffassung zu den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen unbekannt.

Ich beziehe mich nur auf deren Pionierarbeit als wertvollen Beitrag möglicher Lösungsansätze.

 

Ein kurzer Abriss der Tetralemma Arbeit

Neben dem Entweder und dem Oder gibt es noch Beides und Keins - Vier Positionen für eine weiterführende Logik

In der klassischen Logik geht man von 2 Zuständen aus. Entweder gilt das Eine oder das Andere. Aus diesem Grund werden diese beiden Sichtweisen sehr oft als sich gegenseitig widersprechende Pole wahrgenommen, die nicht gleichzeitig gültig sind.

Beim Tetralemma wird diese Sichtweise um zwei Positionen erweitert. die Position Beides gibt die Möglichkeit an, dass es Formen geben kann, dass sowohl die eine als auch die andere Sichtweise in bestimmten Umständen gültig ist.

Aber auch diese Position ist noch nicht vollständig. Es kann nämlich sein, dass keine der Positionen gültig ist, dass sogar etwas völlig anderes gilt. Wenn sich ein Team in einer Organisation streitet, kann es halt eben sein, dass die Ursache des Streits nicht bei den Teammitgliedern zu suchen ist, sondern im Personalmangel oder in der mangelnden Bereitstellung von Ressourcen im Unternehmen. Diese Position hat daher in der Wahrnehmung der Menschen einen unterschwelligen Charakter und macht sich eventuell als ausgeblendetes Thema bemerkbar.

Zu Lösungsfokusierung des Tetralemma wird zudem eine fünfte ominöse freie Position eingeführt. Sie negiert alle anderen Positionen und führt im Idealfall zu neuen Einsichten und Lösungsprozessen. In der Aufstellung selbst ist diese Position frei und macht genau das, was ihr gerade einfällt.

Das Eine - Das Andere - Beides - Keins - freie Position

 

Wie der Entwickler den Ansatz erklärt

Im Video erklärt Professor Varga von Kibed kurz seine Tetralemma Arbeit und gibt eine kurze Einführung.

Ein Wandel kann radikal und sensibel sein

Der Sensible Radikale Wandel als Tetralemma und als Lösungsansatz für aktuelle Spannungen

Radikal muss keineswegs immer unsensible bedeuten:
Eine sensible Veränderung geht mit den Menschen und Ressourcen achtsam und mutig zugleich um

Ganz im Gegenteil von Matthias Varga von Kibed, Insa Sparrer Seite 112

Sensibler radikaler Wandel im Sinne dieses Artikels meint also einen achtsamen und mutigen Umgang mit den Herausforderungen, des aktuellen Zeitgeschehens.

Fragen über Fragen

Sensibles Querdenken

Der Begriff Querdenken ist ja in den letzten Jahren zu einem Unwort mutiert oder besser gesagt mutiert worden. Vor 2020 war der Begriff Querdenken ein Ritterschlag für alle, die Lösungen finden und aufzeigen wollten.

In diesem Sinne möchte ich hier den Begriff Querdenken gebraucht wissen und ansonsten auf das ausgeblendete Thema verweisen.

Wir wollen uns mit einem sensiblen und mutigen Ansatz auf einen sensiblen radikalen Wandel einstellen. Hierzu sind besonderes unkonventionelle Fragen geeignet, die uns auf mögliche verdeckte Bezüge einer bisher offensichtlich nichtzugänglichen Lösung hinweisen. Aber genug der Ausführungen. Der Engländer oder Amerikaner würde sagen:

Let's dive in

Paradoxe Fragestellungen:

Wenn wir mit der üblichen Vorgehensweise erfolgreich wären, würden wir diese einschlagen. Da wir diese jedoch bisher nicht gefunden haben, versuchen wir es paradoxerweise mit etwas Paradoxem. Paradoxe Interventionen haben die Eigenschaft, allzu sehr eingefahrene Denkweisen ein wenig aufzuweichen und die Aufmerksamkeit auf weniger offensichtliche Zusammenhänge zu lenken.

  • Wodurch können wir zuverlässig dafür sorgen, dass das Problem nicht gelöst wird?
  • Welche Ressourcen zur Verhinderung einer Lösung haben wir bisher unzureichend berücksichtigt?
  • Auf was haben wir verzichtet, was uns helfen kann, dass Ziel möglichst nicht zu erreichen?
  • Wie könnten wir uns motivieren, unsere Problemlösung möglichst erfolgreich zu verhindern?
  • Wo haben wir es versäumt, Lösungen zu unterminieren?
  • Wie können wir es auch in Zukunft erreichen, die Zielerreichung möglichst wirkungsvoll zu vermeiden?

Diese indirekten Fragestellungen zeigen uns nicht nur auf, wo mögliche (selbstgestellte) Stolpersteine für eine angestrebte Zielerreichung im Wege liegen, sondern sie zeigen auch auf, an welchen Stellen wir schon erfolgreich und gar nicht so schlecht waren. Diese Erkenntnisse sind gut und effektiv, um sich weiteren und sehr wichtigen Punkten zu nähern:

Was ist gut? Was soll so bleiben?

Im Rausch des Wunsches auf Veränderung und Wandels wird in der Tat oft viel zu wenig gewürdigt, was eben schon gut ist und sich keinesfalls verändern sollte. Allzu leicht verändert man einen guten Zustand mit, was eigentlich nicht im Sinne eines positiv motivierten Wandels ist.

Bleiben, wie es ist

Wenn wir wirklich an der gegenwärtigen Situation etwas ändern sollten, was soll so bleiben, wie es ist?

Das Nichtbeachten eben dieser Fragestellung würde bedeuten, dass wir in einen eher radikalen Wandel geraten, der oft eben auch dazu führt, dass man allzu schnell in die alte Problemsituation zurückfällt.

Eventuell beginnen Sie zu erahnen wie wichtig, dieser Bereich der Fragestellungen ist und so erscheint es sinnvoll, diesen Bereich um weitere mögliche Fragestellungen zu erweitern:

  • Welche Ressourcen kommen zum Ausdruck bei dem, was bisher schon erfolgreich bewältigt wurde und auch bei der Veränderung so bleiben soll?
  • Wie könnte diese Ressource noch mehr gewürdigt werden?
  • Was und Wen erachten wir als viel zu selbstverständlich und gegeben?
  • Woran erkennen Sie, dass diese Teile die sich nicht verändern sollen, nach der Veränderung noch da sind?
  • Und wer würde es sonst noch merken?
  • Und woran?

Der Umgang mit Negationen

Sie kennen das sicherlich, dieses heikle Thema mit dem Verschwinden eines Problems. "XYZ soll verschwinden" ist eine gern genommene Formulierung einer Problemlösung. Hier sei aber ein wenig erquickliches Beispiel gegeben, zu welcher Konsequenz diese häufig artikulierte Haltung führen kann:

Das Problem des Lebens löst sich mit dem Verschwinden des Problems

Ein gutes Beispiel, wie ich finde, warum es gut ist, dass das Manifestieren in der Regel nicht so gut funktioniert, wie manch einer sich es wünscht. Sollten Sie also auf solche negierenden Formulierungen stoßen oder bei sich selbst entdecken, versuchen Sie es mit einer Erweiterung, indem Sie Negationen umlenken:

  • Was wäre stattdessen da?
  • Was würden Sie stattdessen tun?

Diese Umlenkung und die dauernde Fragerei kann zuweilen als etwas penetrant wahrgenommen werden. Vergewissern Sie sich daher, ob der Gegenüber oder ihr eigenes Ich, bereit ist, diese Fragen zu beantworten. Achten Sie immer auf ein wohlgeformtes Vorgehen.

Vielleicht merken Sie es, dass wir hier inzwischen bei Widerständen angekommen sind, die sich in und um uns aufbauen und ein Problem stabilisieren.

Stabilisierende Faktoren bei Problemen

Wir können grundsätzlich drei stabilisierende Faktoren unterscheiden.

  1. Hindernisse zur Erreichung eines Ziels
  2. verdeckte Gewinnen
  3. Prioritätsirrtümer bei der Zielsetzung

Hindernisse

Haltungen zu Hindernissen

Hindernisse oder Stolpersteine legen sich uns in den Weg und manch ein Hindernis ist in der Hürde so hoch, dass eben das Ziel unerreichbar erscheint. Hindernisse sind oft deshalb schon bei Anbeginn ein großer Demotivator. Es bahnt sich eine Erkenntnis an, die helfen könnte Hindernisse anders zu betrachten:

Etwas bloß als Hindernis zu betrachten ist selbst schon ein Hindernis

Gerne wird in diesem Zusammenhang auf eine Umdeutung zur Herausforderung verwiesen Ich persönlich bin nicht geneigt, dieser Umdeutung allzu viel Beachtung zu schenken.

Wenn wir beginnen etwas zu lernen, ist alles was sich am Lernen als Hindernis herausstellt, eine Fähigkeit, die es zu entwickeln gilt. Wir können also einen anderen Blick auf Hindernisse legen, wenn wir folgenden Ansatz in Betracht ziehen:

Das Vermeiden von Hindernissen verhindert, dass wir die in ihr enthaltenen verborgenen Ressourcen schneller lernen

Auch der Umgang mit Fehlern beim Lernen gilt es neu zu bewerten. Manch ein Fehler bringt einen auf eine neue Idee und das allzu verkrampfte vermeiden von Fehlern führt uns eventuell auf einen trügerischen Erfolg:

Lieber ein richtiger Fehler als eine falsche Richtigkeit

Ich muss zugeben, dass ich den folgenden Satz nicht ohne eine gewisse Ironie und Genugtun aus dem Buch von Herrn Kibed übernommen habe und ich zitiere ihn hier gerne mit etwas Selbstironie.

Dass Querdenker besonders kreativ geeignet sind, mit Hindernissen umzugehen liegt oft auch daran, dass sie von anderen häufig für Hindernisse gehalten werden.

Spätestens jetzt vernehmen Sie sicher in Ihrem Inneren und eventuell auch von Außen Einwände. Der oder die Kritiker wollen auch gehört werden, was uns dazu führt einen neuen Umgang mit Einwänden zu finden.

Einwände

Aber kommen wir zum Schluss der Hindernisse noch zu eine Reihe von hilfreichen Fragestellungen, die uns ein besseres Verständnis für unsere Hindernisse liefern. Wenden wir uns den Kritiker zu, der im Innern oder Außen entsprechende Einwände liefert, mit denen wir fertig werden müssen.

  • Womit müsste ich fertig werden, wenn geäußerte Einwände nicht mehr vorgebracht würden oder vorliegen?
  • Was würde ich anders oder stattdessen tun, wenn diese Störung entfällt?
  • Wer würde darauf wie reagieren?
  • Mit wem bekäme ich Schwierigkeiten, wenn ich dabei schon Erfolg gehabt hätte?

 

Verdeckte Gewinne

Sie alle kennen Diskussionen um verdeckte Gewinne in der Öffentlichkeit zum Beispiel bei Neiddebatten. Es lohnt sich nicht mehr Arbeiten zu gehen, weil man im Bürgergeld ja alles bezahlt bekommt. Dies ist ein Beispiel, indem dem Bürgergeldempfänger ein verdeckter Gewinn vorgeworfen wird. Ob dies jedoch zutrifft, ist eine andere Frage und nicht ein Gegenstand meiner Betrachtung hier. Vielmehr handelt es sich hier um ein eindrückliches Beispiel anhand dessen jeder einfach nachvollziehen kann, was denn ein verdeckter Gewinn sei. In der Regel jedoch hat er einen durchaus positiven Wert für den Betroffenen und es ist damit wenig ratsam, verdeckte Gewinne generell als etwas Negatives Vorzuverurteilen.

Dennoch ist es nützlich, verdeckte Gewinne explizit zu machen und an die Oberfläche zu bringen. Dazu gibt es wiederrum einige interessante Fragen, mit der wir der Natur der verdeckten Gewinne weiter auf die Spur kommen können.

  • Wofür war es gut noch nicht am Ziel zu sein?
  • Womit müssten Sie fertig werden, wenn Sie Ihr Ziel schon erreicht hätten?
  • Mit wem bekämen Sie Schwierigkeiten, wenn Sie dabei schon Erfolg gehabt hätten?

Indem man den Nutzen (Gewinn) des verdeckten Gewinns erkennen und würdigen kann, ist es möglich, die destruktive Wirkung zu verändern. Dies geschieht indem wir den positiven Wert auf andere Art nutzen lernen.

Prioritätsirrtümer

Wenn sich beim Sprechen jemand selbst überholt, und dabei verhaspelt, haben wir scherzhaft immer gesagt: Erst die großen, dann die kleinen Buchstaben.

Wenn es um Prioritätsirrtümer geht, kommt diese Schüleranekdote in den Sinn.

Wir sprechen von Prioritätsirrtümern dann, wenn jemand den zweiten Schritt vor den ersten machen möchte. 

Natürlich kann es sein, dass jemand auch mehr als nur einen Schritt überspringen möchte. 

Hier ein paar Fragen, mit dem man Prioritätsirrtümern auf die Spur kommen kann:

  • Was wäre dran, wenn Sie jetzt schon Erfolg hätten?
  • Sollten sie damit nicht erst deutlich später beginnen?
  • Wenn Sie dieses Ziel zurückstellen würden, was wäre dann das nächste Ziel?
  • Was könnten Sie jetzt schon dafür tun?
  • Und wenn Sie dann Erfolg hätten, wäre dann das ursprüngliche Ziel leichter erreichbar?

Fazit

Ihr querdenkersiches Menu als kleines Experiemnt

Eine ganze Reihe von für den Anfänger verwirrenden Fragen, sind nun in Ihr Bewusstsein gerückt. Nehmen Sie sich ein aktuelles Thema vor und schreiben Sie sich Ihre Antworten zu den Fragen auf. Visualisieren Sie Ihre Gedanken, machen Sie sich ein Mindmap, wählen Sie Hilfsmethoden Ihrer persönlichen Vorzüge und lassen Sie das Ganze auf sich wirken.

Vielleicht lösen und verändern sich die gesellschaftlichen Themen nicht dafür kommen Sie selbst möglicherweise ein wenig weiter.

Es könnte sein, dass bei Ihnen etwas in Bewegung kommt und sich neue Möglichkeiten ergeben oder Sie diese sich sogar erschaffen.

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